Die Chamer Zeitung stellte uns Fragen, wie wir das Aus von “Drachenhöhle” und “Media-Center” sehen. Auszüge daraus erschienen im Artikel „Die Zeit läuft uns davon“ in der Ausgabe vom 19. Juli 2022
1. Hat es nach der Stadtratssitzung, in der die Projekte Hofer und Drachenhöhle in der angedachten Form abgelehnt wurden, bereits ein Zusammentreffen mit Bürgermeister bzw. Stadtverwaltung in dieser Sache gegeben?
Nein.
2. Welche Schritte erachtest Du zeitnah als besonders wichtig?
a) Bauphasenplan:
Bezüglich der städtebaulichen Maßnahmen und Hochbauwerke drängt bei vielen Punkten die Zeit – die Landesgartenschau erzeugt Druck. Dieser wird leider an vielen Stellen nicht die besten Lösungen für unsere Stadt zur Umsetzung bringen. Beim Hofer-Areal wäre ein Komplett-Abriss und Neubau die zeitaufwendigste Variante gewesen. Die Architekten gestanden ein, dass eine Umsetzung eines Neubaus schon sehr kritisch sei, vor allem bezüglich der Bepflanzung der Südspitze.
b) Verbindliche Förderquoten anstatt Förderquoten plus X:
Darüber eine ehrliche Debatte, was können wir uns leisten mit Blick auf die Leistungsfähigkeit unseres Haushalts und was ist zeitlich umsetzbar. Die Beurteilung der Rechtsaufsicht ist eindeutig und mahnend. Für uns ist klar, wir müssen auch nach der Landesgartenschau noch handlungsfähig bleiben und aktiv handeln können.
Daraus folgt eine…
c) Prioritätenliste:
Welche das komplette Paket aus Landesgartenschau, Hochbauwerken und städtischer Infrastruktur beinhaltet.
Nachhaltige Projekte, die Mehrwert schaffen für unsere Bürger*innen haben Vorrang. Teure und umweltschädigende Prestigeobjekt stehen ganz hinten an oder deren Umsetzung muss komplett in Frage gestellt werden.
3. Hat Dich der Ausgang der beiden Abstimmungen überrascht?
Die Ablehnung des „Media-Centers“ hat sich angedeutet. So richtigen Rückhalt und Begeisterung war bei einer Mehrheit im Gremium nie wirklich zu spüren, so wie in der Bevölkerung auch. Das spiegelte das Ergebnis von 4 zu 16 wider. Wenn selbst der Bürgermeister das eigene Konzept in Frage stellt, wenn er meint, „wenn es nicht funktioniert, könne man sich dort in ein paar Jahren auch Kinderbetreuung vorstellen.“
Dass die Drachenhöhle keine Mehrheit fand, konnten wir vorher nicht einschätzen. Wir waren schon ein wenig überrascht. Es waren vernünftige Entscheidungen, die uns langfristig ein wenig mehr finanziellen Handlungsspielraum lassen, den wir auch nach 2025 noch benötigen.
4. Welche Alternativ-Lösungen könnte sich Deine Fraktion vorstellen?
Hofer:
Wir haben uns immer für ein „echtes“ Kultur- und Begegnungszentrum eingesetzt. Welches zusammen mit den Kulturschaffenden, Vereinen und Further*innen konzipiert und belebt wird. Ein Projekt, bei dem die Further*innen endlich einmal mitgenommen und wahrgenommen werden. Unser Ziel sollte sein, hier einen realen Mehrwert zu schaffen und keine Verlagerungen von Strukturen von A nach B. Kein von der Politik vorgestanztes Prestigeobjekt, bei dem die Bürger*innen nachträglich nur noch für die Belebung sorgen sollen.
Wenn dies nicht so von einer Mehrheit im Stadtrat gewollt wird, können wir uns auch einen Verkauf an einem Investor vorstellen.
In Zeiten von Klimawandel und Energieknappheit ist ein Abriss für uns nicht vertretbar. Wertvolle Graue Energie geht verloren. Der größte CO²-Verursacher ist immer der Neubau an sich. Der Stadtrat hat eine Expertise von einem Planungsbüro. Das Kopfgebäude ist sanierungsfähig und in einem viel besseren Zustand, als es oftmals fälschlicherweise dargestellte wurde.
Auch hier erfolgt noch einmal ein Verweis auf die von uns im letzten Jahr verabschiedete Stadtbilderhaltungssatzung: Erhalt und Sanierung geht vor Neubau. Wir können den Bürger*innen nicht teils detaillierte kleinliche Vorschriften machen und dann als erstes für uns als Stadt bei einem so herausragend prägnanten Gebäude eine Ausnahme vorantreiben.
Festhalle:
Eine Sanierung ist für uns sehr schwer vorstellbar. Wenn man die teils einstelligen Nutzungstage im Jahr in Betracht zieht, ist ein Abriss verschmerzbar. Und es stellt sich die Frage: sanieren für was? Die Festhalle darf kein Fass ohne Boden werden.
Ein Abriss würde Platz schaffen für verschiedenste Möglichkeiten von Freiluftveranstaltungen kultureller und gesellschaftlicher Art. Auch beim Volksfest wäre mehr Platz und Spielraum, dieser wird auf Grund der Planungen der Landesgartenschau in Zukunft sehr begrenzt sein. Und dabei die jetzige Drachenhöhle in einem vertretbaren finanziellen Rahmen aufwerten, vor allem bezüglich der Präsentation im Außenbereich. Dies wäre für uns tragbar.
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