Aufelder

Innenentwicklung vor Außenentwicklung! – War das ernst gemeint?

Pressemitteilung

29.10.2019 Bernadette Gruber, Stefan Zeller, Janine Eckl, Manuel Eisenreich (Initiator*innen der Grünen Liste Furth im Wald) Zu den Artikeln aus der Chamer Zeitung: 8. Oktober „1500 Gebäude stehen leer“ 17.Oktober „Wir müssen den Leuten etwas anbieten“

Wir freuen uns, dass unser Bürgermeister Sandro Bauer mit seiner Aussage „Innen- muss vor Außenentwicklung gehen“ ein neues Credo gefunden hat.

Allerdings sehen wir hier insofern eine Diskrepanz zu seinem Credo, als dass die Stadt aktuell einen Erschließungsträger für die Aufelder sucht und das Baugebiet am Eichert erweitern möchte. Zudem wurden seitens des Stadtrats immer wieder Bauanträge im Außenbereich genehmigt, die nach Einschätzung der Verwaltung keine Zustimmung hätten finden dürfen. Dieses Vorgehen erscheint uns als äußert fragwürdig.

Der Gemeindebereich Furth im Wald liegt heute schon mit einer Leerstandsquote zwischen 5-6% im oberen Bereich des Landkreis Cham. Etwa 150 Baulücken und 100 Leerstände ergeben ein theoretisches Potential von 250 zur Deckung des Baulandbedarfs.

Auch gilt es unsererseits zu bedenken, dass in den kommenden 10-15 Jahren zusätzliche Gebäude aufgrund des fortschreitenden Alters ihrer Bewohner*innen entweder für den Immobilienmarkt verfügbar oder schlimmstenfalls leer stehen werden. Diese Zahl wird voraussichtlich doppelt so hoch sein wie die Anzahl oben genannter Leerstände.

Die Bevölkerungszahl der Stadt Furth im Wald hat sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert und die Prognose bis 2037 sagt relativ stabile Zahlen mit minimalem Rückgang der Bevölkerungszahl voraus. Es kann also davon ausgegangen werden, dass durch die aktuellen Planungen in den Aufeldern und am Eichert Leerstände am Äpflet und in der Vogelherdsiedlung vorprogrammiert sind – ganz zu schweigen von den Leerständen innerorts.

Zudem erhöht jedes neue Baugebiet die Kosten der Stadt auf Lebenszeit. Als Beispiele dienen hier u.a. Winterdienst, Erhalt der Infrastruktur und Sanierungskosten. Derzeit nicht genutzte Wohnflächen sind bereits erschlossen und verursachen keine derartigen Zusatzkosten. Insgesamt drängt sich uns also die Frage auf: Warum wurde einem kurzfristigen vermeintlichen Siedlungsdruck durch ein Baugebiet auf der grünen Wiese stattgegeben und keine nachhaltige Lösung im Rahmen einer Wohnraumbedarfsanalyse ins Auge gefasst?

Anstatt des Worthülsen-Mikados des Bürgermeisters wäre ein bindender Stadtratsbeschluss, welcher die Innenstadt- vor der Außenentwicklung vorschreibt, ein glaubhaftes Zeichen. Bei einer aufrichtigen Kehrtwende der bisher eingeschlagenen Politik würden wir als konstruktive Partner zur Seite stehen. Für eine lebendige Innenstadt, gegen Flächenversiegelung und gegen ein langsames Austrocknen bisheriger Stadtbereiche.

Konsequent wäre daher unserer Ansicht nach nur, den bisher eingeschlagenen Weg zu verlassen, die aktuellen Planungen zu beenden und auf ein aktives Leerstandsmanagement zu setzen, welches vor allem auf die Reaktivierung der bestehenden Leerstände und Baulücken im Stadtgebiet abzielt.

Die Mehrzahl der Expert*innen zum Thema „Flächensparen“ sind sich einig, dass in Gebieten mit schrumpfender oder gleichbleibender Bevölkerungszahl nur noch in äußersten Ausnahmefällen ein Baugebiet ausgewiesen werden soll. Wir befürchten, dass der Spagat des Bürgermeister Bauer zwischen Innenstadtentwicklung und gleichzeitiger Ausweisung von Neubaugebieten zum Scheitern verurteilt ist und in Zukunft nur noch mehr Leerstände zur Folge haben wird.

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