Antrag zur Verringerung der Lichtverschmutzung

Gemeinsamer Antrag von GRÜNEN und FDP

Der Stadtrat möge beschließen,

die Lichtverschmutzung im Stadtgebiet zu verringern, indem

  • auf die Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten möglichst verzichtet wird, oder sie zumindest auf die Zeit zwischen 6 und 22 Uhr zu begrenzen, darüber hinaus ist darauf zu achten, dass die gesamte Lichtmenge auf die anzustrahlende Fläche fällt.
  • Bei neuen Bauleitplanungen klare und einfache Regeln aufgestellt werden, die die Lichtstrahlung nach oben möglichst verhindern und die Dauerbeleuchtung ab 22 Uhr möglichst verhindern.
  • Lichtintensität und Strahlungsrichtung der Straßenbeleuchtung optimiert werden:
    • Es sind nur voll abgeschirmte Leuchtkörper zu verwenden, die im installierten Zustand kein Licht nach oben oder horizontal abstrahlen
    • Die Straßenlampen sollen so niedrig wie möglich gehalten werden, um eine weite Abstrahlung in die Umgebung zu vermeiden.
    • Die Beleuchtung wird im Laufe der Nacht (ab 23 Uhr) mit Abnahme der Verkehrsdichte bedarfsorientiert reduziert. Eine Reduzierung um 70% oder Abschaltung ist anzustreben. Das Ziel ist die Helligkeit einer klaren Vollmondnacht.
    • Es darf nur bernsteinfarbenes bis warmweißes Licht mit geringem UV- und Blauanteil eingesetzt werden. Die Blauanteile im weißem Licht sind für Wellenlängen unter 500 nm auf 7% der gesamten sichtbaren Strahlung in naturnahen Beleuchtungsanlagen, ansonsten auf 15% zu begrenzen.
    • Statt zusätzlicher künstlicher Beleuchtung sollen helle Markierungen und Reflektoren eingesetzt werden.

Begründung:

Die Lichtverschmutzung wird zunehmend zum Problem für Pflanzen, Tiere und Menschen.

Bäume bekommen eine andere Signalwirkung für den Laubabwurf und die Knospenbildung vermittelt. Während das eine dazu führt, dass hereinbrechender Frost das Gewebe beschädigen kann, beeinträchtigt das andere die Synchronisation der Blüten mit den Bestäubern.

Obwohl aufgrund des Staubsaugereffekts an Straßenlaternen um die 70% mehr Falter zu finden sind als in natürlicher Dunkelheit, damit wird die Reproduktionsleistung von Pflanzen verringert.

An beleuchteten Kirchen lässt sich ein Verschwinden von über 20% der Fledermauskolonien messen, während an unbeleuchteten Kirchen alle beobachteten Kolonien über 25 Jahre unbeeinträchtigt blieben.

Obwohl Vögel überwiegend tagaktiv sind, werden sie vor allem aufgrund ihres stark ausgeprägten visuellen Sinns durch Licht beeinflusst. Vögel, die länger in die Nacht hinein aktiv sind, zeigen reduzierte Aktivitätsleistungen am Tag, weil sie fehlende Ruhephasen ausgleichen müssen. Problematisch sind Beleuchtungen auch für Zugvögel. Sie können von ihren Routen abgelenkt werden und unterliegen daher einem höheren Risiko von Räubern gefangen zu werden oder mit Gebäuden zu kollidieren.

Auch für Menschen ist Lichtverschmutzung schädlich. Die Amerikanische Medizinische Gesellschaft warnt vor zu hellem Straßenlicht. Der Anstieg der Helligkeit im öffentlichen Raum wird mit reduziertem Schlaf, beeinträchtigter Tagesleistung und größerer Häufigkeit von Fettleibigkeit in Zusammenhang gebracht. Zudem wurde ein Zusammenhang von neuronalen Erkrankungen wie Parkinson und zu Prostata- und Brustkrebs aufgezeigt. Konstante Beleuchtung in der Nacht kann Tumorwachstum begünstigen und gleichzeitig werden schlechtere Wirkungen von tumorhemmenden Medikamenten in Tierversuchen attestiert.

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