Bäume schützen und zukunftsfähige Bäume pflanzen

1. Antragspaket “Bäume schützen und zukunftsfähige Bäume pflanzen”

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt:

1. die aktuelle Baumschutzverordnung vom 18.03.2008 außer Kraft zu setzen und durch die beigefügte Baumschutzverordnung zu ersetzen, die den Schutz der Bäume in Furth im Wald verbessert und konkretisiert.

Begründung:

Die aktuelle Baumschutzverordnung ist bezüglich der Schutzgegenstände sehr unzureichend. Gewisse Baumarten werden nicht nachvollziehbar vom Schutz ausgeschlossen. Unzulässige Maßnahmen, Regelungen zu Ersatzpflanzungen und die Verfahren zur Befreiung sind wenig detailliert ausgeführt. Grundsätzlich ist an dieser Stelle anzumerken, dass die Baumschutzverordnung zu wenig beachtet wird. Die Stadt Furth im Wald sollte vor allem mit gutem Beispiel vorangehen. Ebenso sollte die Stadt auf private und gewerbliche Grundeigentümer*innen beratend einwirken und die Verordnung konsequenter umsetzen. Die neue Baumschutzverordnung sollte auch als Instrument gesehen werden, der Stadt ein attraktiveres und freundlicheres Gesicht zu geben. 2025 ist die Landesgartenschau in Furth im Wald und die hoffentlich zahlreichen Besucher*innen werden auch abseits der Gartenschauanlage einen Blick auf das städtische Grün werfen. Bäume im urbanen Raum verbessern das Mikroklima, erhöhen die Schalldämmung und sorgen somit für eine höhere Lebensqualität. Dies gilt vor allem in Anbetracht der Klimakrise und vermehrt auftretender sommerlicher Hitzetage.

2. Herrn Dr. Philipp Schönfeld von der LWG Bayern (Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau) in Veitshöchheim soll in einer öffentlichen Sitzung im ersten Halbjahr 2021 über in Furth im Wald geeignete Baumartenwahl referieren.

Fragen an Herr Dr. Schönfeld:

  • Welche heimischen Baumarten haben schlechte Chancen für die Zukunft am Stadtstandort Furth im Wald und warum?
  • Ist es sinnvoll auch auf gebietsfremde Baumarten zurückzugreifen und wenn ja, warum?
  • Welche Baumarten (sowohl gebietstypische als auch gebietsfremde) werden an welchen Standorten (Parks, Straßen, Gewerbegebieten, trocken, feucht, etc.) für die Stadt Furth im Wald in Anbetracht des Klimawandels empfohlen?

Herr Dr. Philipp Schönfeld würde gegen Entschädigung der Fahrtkosten aus Nürnberg anreisen und kostenlos über eine für Furth im Wald geeignete Baumartenauswahl informieren.

3. Auf Grund dieser Erkenntnisse wird eine Liste mit geeigneten, zu empfehlenden Baumarten für den urbanen Raum in Furth im Wald erstellt, welche die Grundlage für zukünftige Bebauungspläne und städtische Neupflanzungen sein wird. Diese Erkenntnisse sollen auch den privaten Grundstückseigentümer*innen als Empfehlung zur Verfügung gestellt werden. Ebenfalls soll es eine Liste geben, welche Baumarten man in Anbetracht des menschengemachten Klimawandels besser nicht mehr pflanzen sollte.

Begründung zu 2 und 3:

Auch bei uns waren die Folgen der globalen Erwärmung in den letzten Jahren bereits zu spüren, denn seit circa sechs Jahren ist eine unterdurchschnittliche Jahresniederschlagsmenge zu beobachten. 2018 und 2019 waren extreme Dürre- und Hitzesommer. Auch vermehrt auftretende sehr milde Winter sind zu verzeichnen. Die Bäume in der Stadt geraten so immer stärker unter Druck. Dies ist an vielen Stellen zu sehen. Die einseitige Anpflanzung von hauptsächlich Kleinbäumen (Feldahorn, Hainbuche) ist auch anfälliger für einen großflächigen Ausfall, falls sich Krankheiten oder Schädlinge auf ihnen ausbreiten. Ziel muss es sein, in der Zukunft einen vielfältigeren und widerstandsfähigeren Bestand an Stadtbäumen zu pflanzen. Durch diese einhergehende Risikostreuung hätte der Ausfall einer bestimmten Baumart weniger gravierende Folgen auf das Stadtbild. Letztendlich wäre es auch ökonomisch langfristig positiv, weil dadurch Kosten für Nachpflanzungen und erhöhte Pflegemaßnahmen vermieden werden können.

4. Das Gremium prüft in enger Abstimmung mit der LWG Bayern, ob die Teilnahme am „Bayerischen Netzwerk Klimabäume“ möglich ist.

Begründung:

Dies wäre eine große Bereicherung und Chance für Furth im Wald und die Region, da noch keine Forschungsergebnisse für den östlichen Oberen Bayerischen Wald vorliegen. Hierfür wird lediglich einmal jährlich ein Online-Fragebogen auszufüllen sein. In diesem Zuge ist zu überlegen, im Rahmen der Landesgartenschau einen Park mit Klimabäumen und „Exoten“ (Arboretum , Fruticetum), welche auf den Klimawandel ausgerichtet sind, zu pflanzen. Dieser, kombiniert mit Wetterstation, Wetterdaten und Klimadaten von Furth, auch mit einem retrospektiven Blick und wissenschaftlicher Aufbereitung, würde in der Nähe der Schulen ebenso als ein Baustein der Wissensvermittlung dienen können. Dies ist als Langzeitprojekt anzusehen.

5. Die Stadt Furth im Wald erstellt ein Baumkataster oder lässt es erstellen.


6. bei allen zukünftigen notwendigen Arbeiten an Bäumen, für welche die Stadt Furth im Wald verantwortlich ist und/oder Ausschreibungen diesbezüglich tätigt, sollte stets die „ZTV-Baumpflege“ als Regelwerk verwendet werden müssen. Die Baumkontroll- und Pflegemaßnahmen sollen entweder, soweit wie möglich über eigenes Fachpersonal (FLL-Zertifizierter Baumkontrolleur) oder komplett von externen Dienstleistern vollzogen werden. Das eigene Personal sollte zuvor einen Kurs zur fachgerechten Baumpflege besuchen (circa einwöchiger Kurs, z.B. bei der „Nürnberger Schule“ in Altdorf bei Nürnberg).

Begründung für 5 und 6:

Ein Baumkataster ist die Basis um einen nachhaltigen, stabilen und wertvollen Baumbestand zu erhalten und aufzubauen. Durch ein schöneres Stadtbild wird eine größere Attraktivität der Stadt erreicht. Erhöhte Verkehrs- und Rechtssicherheit sind dadurch ebenfalls zu erreichen. Ein Baumkataster in Kombination mit einer fachgerechten Pflege wird langfristig geringere Folgekosten erwarten lassen. Eine geregelte Kontrolle mit einhergehender fachlicher Maßnahmendefinition würde auch Verstöße gegen die Baumschutzverordnung vorbeugen und zur Sensibilisierung der Problematik führen.

Zu allen Anträgen bitten wir auch die Expertise „Stellungnahme zum Baumbestand in der Stadt Furth im Wald“ miteinzubeziehen.

2. Expertise “Stellungnahme zum Baumbestand in der Stadt Furth im Wald”

3. Baumschutzverordnung Furth im Wald Vorschlag B 90/Die Grünen

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